Vortrag zum Thema „Mobbing am Arbeitsplatz … verunsichert, schikaniert, ausgegrenzt!“ von Heinz Weisser

 

Am 25.03.2019 fand im Kloster Laupheim ein Vortrag zum Thema „Mobbing am Arbeitsplatz … verunsichert, schikaniert, ausgegrenzt!“ organisiert durch die Selbsthilfegruppe Alb-Donau-Riß, statt.

 

Das war sehr informativ und hat mir in meiner Situation geholfen, so eine Besucherin des Vortrages. Lebendig, aus einem reichen Schatz an Wissen und Praxis greifend, nahm Heinz Weisser, der langjährige Leiter der Selbsthilfegruppe Anti-Mobbing-Zollern-Alb.de und Mitglied der Konflikthotline Baden-Württemberg, seine Zuhörer/-innen mit in die Abgründe des Mobbings. Stets war er dabei offen für die Fragen und beantwortete diese während des Vortrages gekonnt. Sehr erfreut zeigten sich die Besucher, dass sie das Skript des Vortrages bekommen.

 

Die Zuhörer informierte er vorab über sein eigenes Leben als Ingenieur eines großen mittelständischen Unternehmens in führender Position. Doch eines Tages sei alles anders gewesen, so Heinz Weisser. Es ging nichts mehr und der erste Besuch in einer Klinik für Burn-out stand an. Jedoch wollte er die Zeichen seines Körpers nicht wahr haben und frisch genesen warf er sich wieder in die Arbeit, bis ihm der Körper die eigenen Grenzen erneut aufzeigte und er die teils sehr unterschiedlichen Reaktionen seiner Kollegen/-innen miterleben musste. Der zweite Klinikaufenthalt stand an und Heinz Weisser kehrte wieder in seinen Betrieb zurück. Durch eine glückliche Wendung wurde er Betriebsrat und nach einer Weile sogar zu dessen Vorsitzender, welches er bis zum Eintritt in den Ruhestand blieb. Dadurch wurde er mit Mobbing konfrontiert und er weiß um die Notwendigkeit, diesen Menschen in ihrer großen Not bei zu stehen und zu helfen.

 

Doch was ist Mobbing? Gekonnt und lebendig vermittelte er den Unterschied zwischen Konflikt und Mobbing. Demütigungen, die man bereits in der Kindheit bzw. Jugend erfährt, bleiben ein Leben lang in Erinnerung und können einen Menschen prägen. Mobbing ist eine Art der Konflikteskalation und läuft in verschiedenen Phasen ab. Oft sind Mobber nicht alleine. Sie beziehen ihr Umfeld mit ein. Gruppen werden zu Tätern und Kolleginnen/-en machen sich strafbar durch Wegschauen und ignorieren. Erstaunt war man, dass gerade in sozialen Berufen Mobbing am häufigsten vorkommt.

 

Die Folgen von Mobbing betreffen zu allererst das Opfer. Von Schlaflosigkeit, Magenproblemen,  weiteren psychosomatischen Erkrankungen, Verrentung bis hin zum Suizid habe er leider schon vieles miterleben müssen, so Heinz Weisser. Aber nicht nur das Opfer ist betroffen. Der Mobber kann ebenso Folgen zu tragen haben. Lt. einer aktuellen Studie der DAK sind psychische Erkrankungen nun der häufigste Grund von Arbeitsunfähigkeit.

 

Der volkswirtschaftliche Schaden und die Kosten für die Betriebe gehen in die Milliarden durch diese Art des ungelösten Konflikts. Hohe Fluktuation, hoher Krankenstand etc. können Hinweise dafür sein, die jede Abteilungsleitung, jede Geschäftsführung hellhörig machen sollte. Betriebe tuen gut daran, frühzeitig zu reagieren, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, betont er.

 

Danach ging es daran, wie einem solchen Verhalten von Kolleginnen und Kollegen im Betrieb, der Klinik, etc. begegnet werden kann. Zahlreiche Beispiele schlossen sich an.  Weiter erläuterte er interne (Betriebsrat, …) und externe Hilfen (Selbsthilfegruppen, Gewerkschaften, Therapeuten, Mediation, …). Sehr wichtig sei, dass man Mobbing von Anfang an bekämpfen müsse! „Wer sich nicht wehrt, macht was verkehrt!“, resümiert Heinz Weisser.

 

Auch die gesetzlichen Hintergründe wurden belichtet. Enttäuscht äußerte er sich, dass es in vielen europäischen Ländern eine eindeutige Rechtsprechung dazu gibt, nur in Deutschland nicht. Deutschland wolle eine Lösung auf europäischer Ebene. Aber so etwas könne sehr lange andauern, merkt Weisser dazu an. Aber die bereits jetzt vorhandenen rechtlichen Möglichkeiten kann man nutzen und er nannte diese.

 

Die Zuhörer wurden durch eine Filmsequenz Zeugen einer Mobbingsituation. Gemeinsam wurde nach einer Lösung für den bedrängten Kollegen gesucht und Handlungshilfen vorgestellt.

 

Der Leiter der Selbsthilfegruppe Antimobbing Alb-Donau-Riß, Rudi Holoch, bedankte sich im Namen der Zuhörer/-innen bei Heinz Weisser für seinen gekonnten sowie lebendigen Vortrag und überreichte ihm ein Geschenk.

 

Man war sich einig, dass das Thema Mobbing noch mehr in den gesellschaftlichen Fokus gestellt werden muss.  

 

Abschließend konnten die Besucher den Tag am Ausstellungstisch oder bei gemeinsamen Gesprächen ausklingen lassen.